Nachdem die Barone der Insel bzw. Grafen Mersingen und ihre Vögte faktisch seit langer Zeit entmachtet waren, wurde schließlich, unter der Regentschaft Amelthona Praiadne II., der sechsten der Priesterkaiser, der Wechsel offiziell:
Am 1. Praios 454 n.B.F. (539 v.Hal) wurden die Efferdstränen unter dem Namen «Praiora» zum Besitztum der Praioskirche und Praiolus Auratin zum Kirchenvogt ernannt.
Noch in der selben Nacht flackerten auf allen Inseln Feuer auf, brannte der Wachturm am Efferdskorn, verschwanden die Wachen und die Gefangenen vom Efferdskorn.
Alte Gesänge wurden angestimmt und hallten sechs Tage und Nächte über die ganze Insel, doch obwohl die Praioten ihre Schergen aussandten, fanden sie keine Sänger.
Stattdessen verloren sie immer mehr Soldaten an seltsame Krankheiten des Körpers und des Geistes und durch Desertion.
Bald erkrankte auch Praiolus Auratin.
Er begann unter entsetzlichen Blähungen zu leiden, zuerst peinlich, dann unangenehm und schließlich trieben die Winde seinen Körper zu einem unförmigen Ballon auf.
Nach dreiwöchigen Qualen platzte er.
Ihm folgte sein Vertreter, ein Sündiger wider Efferds Reich, der sich während einer Predigt verflüssigte und diesem der Erste Exorzist, der bei einem Ausritt im Sonnenschein verbrannte.
Schienen die anderen Geweihten zunächst verschont, so stellten sie doch bald fest, daß ihnen Haare und Nägel um ein Vielfaches schneller wuchsen als vorher.
Nach kaum einem Jahr starben die ersten, älteren Praioten.
Als die jüngeren Geweihten sahen, was ihr Schicksal sein sollte, suchten sie ihr Heil zuerst in Gebeten und heilkräftigen Tinkturen oder Flucht und schließlich in Magie.
Und so wie ihnen die Zeit enteilte, so wurden sie auch von ihren Soldaten verlassen.
459 n.B.F. (534 v.Hal) starb der letzte Vertreter Praios' auf Effora.
Sein Körper wurde verbrannt und in einer Urne im Meer versenkt.
Die Praiosresidenz wurde abgerissen, die Grundmauern geschleift, die Trümmer von der Insel gekippt und der Boden magisch versiegelt.
Rund ein Jahrzehnt waren die Inseln für Praiosanhänger ein sehr gefährlicher Ort.
Für die Forren stand fest, daß es das Böse geschafft hatte, unter dem Namen des Lichtgottes die Garetier zu verderben.
Jeder Festländer, der von «Praios» sprach, galt daher als gefährlich, «Praios»-Geweihte gar als Paktierer.
Fremde waren nicht mehr willkommen, Durchreisende wurden argwöhnisch beobachtet und nicht selten sogar unter Gewaltanwendung vertrieben.
Wer im Verdacht stand, sich dem Falschen Gott verschrieben oder geweiht zu haben, wurde sogar kurzerhand erschlagen.
Auch auf dem Meer brannte der Haß weiter:
Schiffe unter dem Reichsbanner wurden bevorzugte Beute der Forrischen Seeräuber, über die bald die wildesten Geschichten an den Küsten des Perlenmeeres kursierten.
Der Ruf aus diesen Tagen hat sich bis in die heutige Zeit gehalten:
Noch immer gelten forrische Seeleute als überaus geschickt und mutig, forrische Seeräuber als besonders gefährlich und gnadenlos.
Impressum -- Text, Graphik & Layout © 1999-2007 Marianne C. Herdt, Tübingen. Letzte Änderung: 2007-07-30.