Der Zoller schätzt «gute alte Bardenkunst», und Spielleute dürfen bei keinem Fest fehlen. Bei den eigenen Kindern, zumal Erben, sieht er die Neigung zum Musischen und «derlei Flausen» allerdings weniger gern.
Lesen, Schreiben, Rechnen sollte auch ein Adliger lernen, um Land oder Hof ordentlich führen zu können. Die Kenntnis um Saat, Viehzucht, Haushaltung und Verteidigung des Landes sind allerdings wichtiger.
Akademie-Gelehrten und allzu abgehobenen Hesindepriestern begegnet man mißtrauisch und ängstlich oder herablassend. «Puniner» ist fast schon ein Schimpfwort. Wer mit handfesten, praktischen Kenntnissen aufwarten kann (und nicht zu viele Neuerungen auf einmal durchsetzen will), wird jedoch respektiert.
«Händlervolk und andre Fahrende» wie Gaukler, Spielleute und Schausteller, z. T. auch Wanderhandwerker, gelten als nützlich und unterhaltsam, aber unstet, unsolide und daher wenig vertrauenswürdig.
Magie, Zauberei u. dergl. wird im Zoller Land nicht als Gesamtphänomen angesehen. Ein Akademie-Magier gilt als «Gelehrter» (s. o.) und ist etwas ganz anderes als ein Scharlatan, der zum «Fahrenden Volk» (s. o.) gezählt wird. Druiden und Hexen gegenüber hat man etwas Angst, meist aber auch Vertrauen und konsultiert sie, wann immer man mit seiner eigenen Weisheit am Ende ist. (Manche Adlige sollen sogar "Hof-Druiden" oder "Hof-Hexen" gehabt haben.) Heiler, Kräuterkundige und Perainegeweihte gehören in eine ähnliche Kategorie, sofern sie nicht "akademisch" auftreten. Ohnehin ist keineswegs alles, was «Hexe» oder «Druide» genannt wird, wirklich zauberkundig, umgekehrt wird manches nützliche oder bloß unterhaltsame Magiewirken nicht als solches angesehen.
Borbarad, Rhazzazor und deren Gefolgsleute sind wieder etwas ganz anderes, etwas, was der Zoller schlicht unter «Daimonie» oder «Schwarzhexerei» zusammenfaßt. Solche Leute verabscheut und fürchtet man. Die wenigsten noch lebenden echten Zoller dürften bis heute den Schock überwunden haben, daß «sowas» nicht nur nicht erschlagen oder verbrannt wurde, sondern «den Herrn Landgraf und seine Herren und Frauen Ritter» besiegen und sogar das Land (wirklich: das Land!) unterjochen konnte.
Impressum -- Text © 2007 Friederike Stein und Marianne C. Herdt, Tbingen, Graphik & Layout © 2007 M. C. Herdt. Letzte Änderung: 2007-12-30