Artikel zur Biologie

Zoologie, Zoophysiologie

Säugetiere


Gerhard Neuweiler

Echoortende Fledermäuse

Am Beispiel echoortender Fledermäuse wird gezeigt, wie sich Sinnessysteme und die zugehörigen neuronalen Strukturen an besondere Bedingungen der Umwelt anpassen. Insektenfressende Fledermausarten bilden ihre Umgebung akustisch ab und jagen in Biotopen, die unterschiedliche Anforderungen an das Gehör stellen. Vier Beispiele, die das Zusammenwirken von Umwelt und Gehör exemplarisch zeigen, werden vorgestellt: das Hören bei der Echoortung im freien Luftraum, die Spezialisierung auf das Hören flügelschlagender Beute bei der Jagd im Gebüsch, das Delektieren von Beute durch leise Laufgeräusche und das Hören von Echofarben als Möglichkeit, sich bewegende Strukturen auf einem Untergrund zu erkennen.

Biologie in unserer Zeit 20, 169 - 168 (1990).


Jürgen Lethmate

Haben Schimpansen eine materielle Kultur?

Das situationsvariable Werkzeugverhalten wilder Schimpansen weist gruppenspezifische Unterschiede auf. Diese Verhaltensvarianten werden oft als "kulturell" bezeichnet, ihre Innovationsgrundlage und die Lernart ihrer sozialen Übertragung sind aber unklar. Die Verhaltensvarianten scheinen daher als "Werkzeugtraditionen" hinreichend charakterisiert. Zweifellos besitzen Schimpansen eine Prädisposition für Kulturfähigkeit.

Biologie in unserer Zeit 21, 132 - 139 (1991).


Wuketits, Franz M.

Soziobiologie und Evolution des Menschen

Die Soziobiologie befaßt sich mit dem sozialen Verhalten (Gruppenverhalten) der Lebewesen. Sie versucht, das Sozialverhalten auf der Grundlage der Evolution mittels genetischer Modelle zu beschreiben und zu erklären. Aus der Perspektive der Soziobiologie erweist sich das Gruppenverhalten als ein Phänomen im Spannungsfeld von Wettbewerb und Kooperation. Das Prinzip der Geselligkeit wird, auch für die Evolution des Menschen, als Selektionsvorteil erachtet. Es wird angenommen, daß schon auf einer relativ frühen Entwicklungsstufe der Hominiden der Übergang zur Bildung größerer Gruppen vollzogen wurde.

Biologie in unserer Zeit 15 (1985, Heft 1), Seite 16.


Ulrich Petzoldt

Brauchen Säugetiere einen Vater?

Parthenogenese kommt in vielen Tierstämmen vor, bei Wirbeltieren ist sie aber sehr selten und bei Säugetieren unbekannt. Untersuchungen an künstlich hergestellten partheno-, gyno- und androgenetischen Embryonen der Maus haben gezeigt, daß die Chromosomen der Keimzellen während der Oogenese und Spermatogenese unterschiedlich geprägt sind. Dabei ist der von der Mutter stammende Chromosomensatz mehr für die Entwicklung des Embryos zuständig, der vom Vater stammende dagegen für die Ausbildung der Plazenta.

Biologie in unserer Zeit 18 (1988, Heft 4), Seite 97.


Peter Langer

Der Verdauungstrakt bei pflanzenfressenden Säugetieren

Beziehung zwischen Nahrung und funktioneller Anatomie

Nach der Schilderung der Evolution von bedecktsamigen Pflanzen und pflanzenfressenden Säugetieren wird die Verdauung mit Hilfe körpereigener (autoenzymatisch) und mikrobieller Enzyme (alloenzymatisch) diskutiert. Mikroben können sich im Vormagen (Caecum) und im Enddarm (Colon) ansiedeln. Die Verteilung fossiler und rezenter Huftiere mit unterschiedlicher Verdauungsstrategie sowie die anatomischen und funktionellen Anpassungen an die mikrobielle Fermentation und an Engpässe in der Nahrungsqualität und Nahrungsmenge werden erörtert.

Biologie in unserer Zeit 17 (1987, Heft 1), Seite 9.


Pflumm, Walter

Das braune Fettgewebe -- eine Wärmequelle der Säugetiere

Das braune Fettgewebe dient der "zitterfreien Wärmebildung". Es ist bisher nur von Säugetieren und 2 Vogelarten bekannt. Seine Aufgaben sind völlig von denen des weißen Fettgewebes verschieden. Die Thermogenese steht unter nervöser Kontrolle. Die bei der Lipolyse entstehenden Fettsäuren wirken als Entkoppler der oxidativen Phosphorylierung. Eine besondere Rolle spielt das braune Fettgewebe bei Neugeborenen und bei Winterschläfern.

Biologie in unserer Zeit 15 (1985, Heft 5), Seite 137.


Ulrich Petzoldt

Was den Mann zum Manne macht

Daß es bei den Geschlechtschromosomen zwischen Mann und Frau Unterschiede gibt, ist schon seit langem bekannt. Ebenfalls kann man die Geschlechtsdifferenzierung beim Menschen und anderen Säugetieren morphologisch gut verfolgen. Unklar blieb jedoch, welche Gene für die Weichenstellung zur unterschiedlichen Geschlechtsentwicklung verantwortlich sind. Nach einer Reihe von Irrwegen ist jetzt die Lösung mit Hilfe von molekularbiologischen Untersuchungsmethoden wesentlich näher gerückt. Die meisten Befunde stammen vom Menschen und von der Maus; dort ist man der entscheidenden DNA-Sequenz dicht auf der Spur. Dabei können nur bei der Maus solche Fragestellungen auch experimentell bearbeitet werden. Hier ist ein Forscherteam so weit gekommen, daß es durch Transfer der geschlechtsbestimmenden DNA in eine befruchtete weibliche Eizelle das genetische Geschlecht überlistet hat: aus einem Weibchen wurde ein Männchen.

Biologie in unserer Zeit 22, 84 - 90 (1992)


Wighart von Koenigswald

Biomechanische Anpassungen im Zahnschmelz von Säugetieren

Der Schmelz der Säugetierzähne ist eines der haltbarsten Materialien, welche die Wirbeltiere entwickelt haben. Wegen seiner biologischen Bedeutung -- gilt es doch mit diesem Werkstoff die Nahrung klein zu schneiden oder zu brechen, um eine schnellere und bessere Ausbeute der verwertbaren Bestandteile zu gewährleisten -- zeigt der Schmelz viele biomechanisch begründete Strukturveränderungen.

Biologie in unserer Zeit 20, 110 - 116 (1990).


Leo Peichl

Prinzipien der Bildverarbeitung in der Retina der Säugetiere

Die Retina des Auges ist ein komplexes neuronales Netzwerk. Hier findet bereits ein beträchtlicher Teil an Bildverarbeitung statt, bevor die Signale an die visuellen Zentren des Gehirns weitergeleitet werden. Dabei werden unterschiedliche Informationsanteile des Bildes (Helligkeiten, grobe und feine Muster, Farbe, Bewegung etc.) durch verschiedene Nervenzelltypen getrennt verarbeitet. Das Bild wird also zunächst "zerlegt" und erst auf höheren Verarbeitungsebenen im Gehirn wieder zu einer Einheit zusammengefügt. Dies ist in den letzten Jahren intensiv erforscht worden.

Biologie in unserer Zeit 22, 45 - 53 (1992)


Hunger, Karl

Beuteltiere: Alternativen in der Fortpflanzungsbiologie der Säugetiere

Beuteltiere werden gewöhnlich als primitive Säugetiergruppe mit geringerem Evolutionsniveau als die Plazentalier angesehen, denen sie unterlegen sein sollen. Am Beispiel der Beuteltiervermehrung soll diese Ansicht widerlegt, zumindest aber relativiert werden: Die Fortpflanzungsstrategie der Beuteltiere ist wahrscheinlich unter einem anderen Selektionsdruck und parallel zu jener der Plazentatiere entstanden.

Biologie in unserer Zeit 13 (1983, Heft 2), Seite 53-59.


Günther Warncke

Das Experiment: Wasserkonservierende Strategien der Wüstenrennmaus

Die Untersuchungen zeigen, daß sich die Wüstenrennmäuse bei Trockenheit mehrerer wirkungsvoller Mechanismen bedienen, die ihnen ein Überleben in der Wüste ermöglichen.

Biologie in unserer Zeit 19, 169 - 174 (1989).


Jürgen Lethmate

Intelligenz von Orang-Utans

Die geistigen Fähigkeiten der roten Menschenaffen Sumatras und Borneos hat man lange unterschätzt. Dabei ist ihre Intelligenz nur anders ausgerichtet, aber nicht weniger hoch als die von Schimpansen und Gorillas, ihren afrikanischen Verwandten. Als größte baumlebende Säugerart setzen sie ihre technische und soziale Findigkeit besonders dafür ein, die verstreuten Nuhrungsressourcen ökonomisch auszubeuten -- und dabei Artgenossen zu meiden.

Spektrum der Wissenschaft November 1994 Seiten 78 bis 89