Meister Arlan und sein Hund

Anfang Phex 1025 n.B.F. (32 Hal)

Meister Arlans Ankunft

Kurz vor Einbruch der Dämmerung gab es erneut Tumult in Trollingsvenn. Allerdings rannten die Kinder nicht fröhlich schreiend jemandem entgegen, sondern offenbar vor etwas davon. "Meister Arlan!" schnappte Vayenne auf. "Huh! Meister Arlan kommt!"

Eine finstere Gestalt tauchte vorm Dorf auf, riesig wie ein Troll, gräßlich verwachsen, einen knotigen Stab - es mochte gut ein kleiner Baum gewesen sein - im Takt zu seinem weit ausholenden Schlurfen schwingend. Neben ihm etwas, das ebensogut Wolf wie Bär sein mochte, zu groß für das eine, zu schlank für das andere, zottig und schwarz wie sein Herr in jedem Fall.

Je näher das seltsame Paar kam, desto kleiner schien es zu werden, dennoch überragte der Mann Vayenne trotz seines immensen Buckels immer noch fast um Haupteslänge. Der "Bär" hingegen entpuppte sich mehr als Wolfsjäger denn als Wolf, auch er allerdings ein Riese seiner Rasse.

Mit ausgebreiteten Armen empfing Vater Segobert auch diesen Gast, der die Umarmung mit zurückgehaltener Herzlichkeit erwiderte. Mutter Reglinde grüßte er gar mit einem Handkuß.

"Meister Arlan", stellte Vater Segobert vor, "ein Anconit."

Im Haus stellte Meister Arlan seinen knotigen, mit verschlungenen Schnitzereien bedeckten Stab in die Ecke, schwang sich den Reisemantel von den Schultern und setzte erleichtert seufzend seinen unförmigen Rucksack ab. Dann streckte er sich, achtsam, um nicht an die Decke zu stoßen, und entledigte sich schließlich auch noch seiner kräftigen Stiefel.

Unter einer grünen wadenlangen Tunika schauten speckige Lederhosen hervor, an einem breiten Gürtel hingen Täschchen, Beutel und drei Messer unterschiedlichster Größe und Art. Verwachsen war der Neuankömmling keineswegs, wenn er auch ein wenig gebeugt stand, offenbar aus schlechter Erfahrung mit zu niedrigen Türrahmen und Deckenbalken. Der spiegelkahle Schädel und die vorspringende hakige Nase fielen als erstes ins Auge, unterm schmalen Mund hing ein sorgsam geflochtener grauer Bart.

Die Traviageweihten luden ihn umgehend zum Mahl, aber der Hüne wehrte ab. "Erst die Verwundeten. Deshalb bin ich hier."

Meister Arlans Hund

"Was ist das denn für ein Riese, Meister?" fragte Vayenne. "Ich habe selten einen solchen Riesen in Hundegestalt gesehen."

"Ein [lex8x10.gif]Riefentaler Bärenjäger", dröhnte der Anconit stolz, "alte Rasse, verwandt mit den [lex8x10.gif]Trollzacker Wolfshunden, denk' ich."

"Wird er wirklich zur Bärenjagd eingesetzt?"

"Natürlich", nickte der Heiler, "Born zieht zwar mehr Karren und bewacht Proviantlager, aber wenn's nötig wird, geht er auch einen Bären an."

Vayenne musterte den Hund kritisch. "Gut. Ein guter Hund. Schade, daß sie selten sind. Eine solche Rasse sollte nicht in Vergessenheit geraten!"

Wieder nickte Arlan. "Gute Tiere im richtigen Alter findet man selten. Werden nicht oft gezüchtet. Gute Jagdhunde, manche, gute Kämpfer andere. Können sehr loyal sein, wenn man sie zu nehmen weiß."

 

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