Kurzinformation:
- von Marianne C. Herdt -
«Ich mag aber nicht!»
Eslam legte die Tasche beiseite und sah dem Jüngeren in die Augen.
«E! Hör mal! Du willst doch auch einer von uns werden, hm?»
Zedrik nickte.
«Na eben. Und wir müssen ja von irgendwas leben. Das siehst Du doch ein?»
Zedrik nickte zögernd.
«Also müssen alle Füchse im Bau, jeder einzelne, irgendwann rausgehen und nach etwas suchen, von dem wir leben können.»
«Ich will aber jetzt nicht. Vielleicht nächstes Jahr.»
Eslam seufzte. Er schob den Jungen zur Pritsche und setzte sich neben ihn.
«Nächstes Jahr kann ich Dich aber nicht mitnehmen. Ich will im Frühling meine Weihe empfangen. Und darum hat mir Silvestris aufgetragen, dorthin zu reisen und Profit für den Bau zu bringen. Das, und was ich Dir auf der Reise beibringen kann, ist meine letzte Prüfung.»
«Aber ...» Zedriks Augen wurden feucht. «es ist doch gefährlich dort. Die 'Länder' sind verrückt und gefährlich», hat Madra gesagt. Kann ich nicht lieber am Meer bleiben? Bitte!»
Eslam lachte den Jungen aufmunternd an. «Heee, komm her.» Er nahm den Jungen in den Arm. «Erstens hat Deine Madra übertrieben und zw...»
«Hat sie nicht!»
«Doch, aber das darf sie auch. Eine Madra darf so viel übertreiben wie sie will. Alle Granelders dürfen das. Und sie machen's gerne. Unter den 'Ländern' gibt es gute und schlechte Leute, genau wie überall. Ich weiß das genau, ich war nämlich schon öfter dort.»
«Wirklich? Wo?»
«Als ich neu war im Bau, hat mich Silentio nach Korushkand mitgenommen. Das war damals seine Prüfung. Korushkand kennst Du doch?»
Zedrik nickte.
«Und später war ich immer wieder mit anderen Frere unterwegs. Aranien, Garetien, Darpatien, Maraskan ... ich war sogar schon auf zwei OCHSPOs!»
«Oij! Celebre mira feks!»
«Jaja. Wir vom Nassen Fuchs kommen weit herum!» Eslam genoß die Bewunderung des Jüngeren. «Und, hm, achja: Zweites bin ich ja immer bei Dir. Als Dein elder Frer ist es meine Aufgabe, Dich zu beschützen. Und ich kann sehr gut kä...»
«Wie war das auf der OCHSPO?»
«Wie? Tja, puh ... Etwa so wie wenn hier großer Markttag ist, nur viele Male größer und mit vielmal mehr Leuten. Und es wurden so viel Waren gehandelt, daß sie nicht in unseren Hafen passen würden. Von dem Profit, den Silvestris damals nach Hause gebracht hat, haben wir gut leben können.»
«Bon! Und wo war die OCHSPO?»
«In Rommilys. Das liegt in Darpatien, da, wo wir jetzt auch hinmüssen. Aber wir müssen noch weiter. Den Darpat ganz weit hinauf bis zu einem Meer im Land, das Ochsenwasser heißt, und dann noch über Land. Das wird bestimmt spannend!»
«Oij! So eine weite Reise! Und spannend! Da wird Halita aber neidisch werden, wenn wir da hingehen und sie nicht. Ha! Grün vor Neid!»
«Red nicht so über tu soror Halita. Sie hat Dich doch lieb. Immerhin hat sie Silvestris die Nachricht überbracht. Hättest sie sehen sollen: Ganz stolz war sie, als Silvestris sagte, daß Du aufs Festland zu dem Treffen mitgehen darfst.»
Zedrick senkte den Kopf. «Ich hab's ja auch nicht so gemeint.»
«Alas.» Eslam schmunzelte. «Weißt Du, von wem sie das mit dem Treffen wußte?»
«Si!» strahlte Zedrik stolz. «Aborin hat's ihr erzählt, hat sie vorhin selbst gesagt. Heut' morgen. Er hat Fladen und Mus gekauft und auf dem Heimweg hat er sie getroffen und es ihr erzählt.»
«So. Aborin.»
«Ja, Aborin. Der die Nachrichten schreibt.»
«Jaja. Anscheinend hat er's auch König Malik gesagt. Silentio hat gesagt, daß König Malik Silvestris eine Nachricht geschickt hat, in der stand, es ginge ihn ja nichts an, wenn sich die Leute auf dem Festland treffen, aber er würde natürlich zuhören, wenn ihm jemand, der dorthinginge, später von dem Treffen erzählen würde. Es wäre doch sicher eine Gelegenheit für einen Plausch und eine kleine Leckerei und etwas Musik. Weißt Du, Zedrik, was das heißt? Wenn wir zurückkommen, gibt es eine Festa! Wir werden als Helden gefeiert! Dann können wir uns den Bauch vollschlagen mit Honiggebackenem, Käse, Pasteten und Fischkrippi, bis wir nicht mehr 'Papp' sagen können. Und ich wette, es gibt Geschenke!»
«Oij!» Zedrik strahlte. «Das wird gut!» Unvermittelt sprang er von der Pritsche und kramte in seiner Truhe. «He, großer Bruder! Alas! Unser Schiff wartet schon!»
Erzählungen "Abenteuer in Hallingen"
Impressum -- Text, Graphik & Layout © 1999-2007 Marianne C. Herdt, Tübingen. Quelle: Briefspiel. (From: M. C. Herdt, Date: Tue, 1 Aug 2006, Subject: [wildermark] Kriegsrat - Präludium - Effora 2). Die Bilder und Texte dieser Domain unterliegen den urheberrechtlichen Schutz und sind nur zur privaten, nichtkommerziellen Verwendung freigegeben. Jede Art der Reproduktion, sei sie manuell, mechanisch oder digital (Ausgenommen hiervon ist die Verwendung zur Ausgestaltung privater Rollenspielrunden) sowie Verbreitung in jeglicher Art unterliegt dem Einverständnis der jeweiligen Urheber. Letzte Änderung: 2007-07-30.