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Allerley Hanndwerck und Wissenswertes

15: Die Fruchtfolge
Von der agronomischen Kunst

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(Autor: Bernd Pils, bearb. F. Stein, 2003, Quelle: DL Nro. 30)


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Einleitung

Hunger stellt für irdische wie derische Lebewesen seit jeher ein zentrales Problem dar. Viele Hungersnöte plagten die Bevölkerung, und erst im irdischen Mittelalter entdeckte man Methoden, wie diesen wirksam entgegengetreten werden konnte. Einen besonders wichtigen Anteil daran hatte die Fruchtfolge.

Seit dem irdischen Mittelalter ist diese Anbauart ein fester Bestandteil im Ackerbau Europas. Sie leistete einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Auch heute spielt sie noch eine wichtige Rolle, insbesondere in der ökologischen Landbewirtschaftung.

Auch aventurisch werden immer wieder äußerst magere Ernten eingefahren, die den Bedarf bei weitem nicht decken, so daß man damit rechnen muß, daß deshalb Unruhen ausbrechen werden (s. z.B. AB 88-90).

Aus diesem Grunde soll an dieser Stelle auf die Fruchtfolge, die in vielen Landesteilen Aventuriens noch weitgehend vernachlässigt wird, eingegangen werden.


Einleitung | Was steckt dahinter? | Geschichte
Alte Dreifelderwirtschaft | Verbesserte Dreifelderwirtschaft
Kartoffeln, Rüben & Co. | Forschung und Entwicklung
Doppelfrucht, Überfrucht, Zwischenfrucht | Die Frucht modernen Anbaus
Fruchtbares Aventurien | Weitere Links

Was steckt dahinter?

Unter Fruchtfolge versteht man einen geregelten Anbau von Ackerfrüchten auf einer Ackerfläche. Dabei soll die Bodenfruchtbarkeit durch den Wechsel von Halm- und Blattfrüchten, Winterungen und Sommerungen, Humuszehrern und -mehrern erhalten werden. Auch unterschiedliche Wachstumszeiten, Wurzelsysteme, Nährstoffansprüche und Krankheitsanfälligkeiten haben einen Einfluß darauf.

Diesem Anliegen steht oft die kurzfristige Gewinnmaximierung gegenüber, da meist Pflanzen, die für hohe Gewinne sorgen, bevorzugt werden. Dies führte im zweiten Teil des 20ten Jahrhunderts zu einer Verarmung der Fruchtfolgen und einem erhöhten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Geschichte

Die Fruchtfolge wurde im dichtbesiedelten Europa erfunden. Sie bot eine Methode, Hungersnöte zu verhindern, brachte allerdings erst den ersehnten Erfolg, als genügend Pflanzenarten zur Gestaltung einer vielseitigen Fruchtfolge vorhanden waren.

Geschichtlich ist die Fruchtfolge geprägt von gesellschaftlichen Strukturen und von den zur Verfügung stehenden ackerbaulichen Möglichkeiten.

Im frühen Europa baute man hauptsächlich Getreide an. Der Acker wurde so lange genutzt, bis seine Ertragsfähigkeit erschöpft war. Die Düngung der Flächen war noch gänzlich unbekannt, so daß diese oft nur für kurze Zeit für ausreichend Nahrungsmittel sorgen konnten. Die Erträge nahmen schnell ab und konnten schon bald keine Nahrungsgrundlage mehr bilden.

Als Folge wurden die Flächen gewechselt (der sogenannte «Landwechsel»), oder es wurden neue Flächen durch Brandrodung geschaffen. Auf diese Weise wurde sehr viel Land verbraucht, was in ungünstigen Zeiten zu Krieg, Vertreibung, Hunger und Elend führte. Es war die Zeit der Völkerwanderungen.

Alte Dreifelderwirtschaft

Irdisch wurde diese wohl etwa zur Zeit Karls des Großen (768--814) eingeführt.

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Feld- und Gartenarbeiten:
Ernten, Pflügen, Zäuneflechten, Bäumeroden.
Holzschnitt aus Sebastian Brants Ausgabe des Vergil, Straßburg 1502

Zu diesem Zeitpunkt ging das Ackerland in Privatbesitz über, trotzdem blieb die Ackernutzung durch den «Flurzwang» in engen Grenzen. Die Bauern mußten sich an die vorgegebenen Fruchtfolgen halten und waren auch an gemeinsame Bestellungs- und Erntezeiten in der Dorfflur gebunden. Wälder und Wiesen verblieben in Gemeinschaftseigentum, der «Allmende».

Die Dreifelderwirtschaft bestand aus aufeinanderfolgenden Winterungen, Sommerungen und der Grünbrache, die auch für das Vieh genutzt wurde.

Als Winterung baute man Roggen und Emmer an, als Sommerung Hafer, Gerste und Hirse, die Brachfläche diente hauptsächlich der Nährstoffansammlung und der Unkrautbekämpfung.

Die alte «Dreifelderwirtschaft» hatte hauptsächlich den Vorteil der geregelten Besitzverhältnisse, regelmäßig ausbrechende Hungernöte konnte sie allerdings nur lindern, nicht aber verhindern. Erst die Einführung neuer Fruchtarten brachte hier den ersehnten Fortschritt, der als «verbesserte Dreifelderwirtschaft» bezeichnet wird.

Verbesserte Dreifelderwirtschaft

In erster Linie ist hierbei der Rotklee zu erwähnen, welcher durch Christian Schubarth (1734--1784) eingeführt wurde. Er ersetzte die wenig leistungsfähige Brache und verbesserte den Futterbau erheblich.

Da der Klee zur Gattung der «Leguminosen» gehört (stickstoffsammelnde Pflanzen), wurde zusätzlicher Stickstoff in den Boden eingebracht. Durch den vermehrten Humus wurde die Bodenstruktur verbessert, durch das zusätzliche Futter konnte mehr Vieh gehalten werden, was wiederum zu vermehrtem Anfall von Viehdung führte, welcher bereits als gutes Düngemittel bekannt war. Zudem ließen sich durch den Anbau von Rotklee die Ertragsmengen der Winterungen und Sommerungen deutlich steigern und die Ertragssicherheit verbessern.

Für seine Erfolge wurde Schubarth durch Kaiserin Maria Theresia als «Edler vom Kleefelde» geadelt.

Kartoffeln, Rüben & Co.

Etwa zeitgleich wurde die Kartoffel, gefördert durch Friedrich den Großen (1740--1786 preußischer König), in die Fruchtfolge eingefügt, wo sie ebenfalls die Brache ersetzte. Neben der Fruchtfolge wurde hierdurch insbesondere die Ernährungslage der Bevölkerung ganz entscheidend stabilisiert.

Zu Beginn des 19ten Jahrhunderts wurde die Futterrübe eingeführt, kurz darauf der feldmäßige Anbau von Zuckerrüben. Dies war eine Maßnahme Napoleons des I., welcher hierin die Möglichkeit sah, der mit der Kontinentalsperre eingetretene schlechte Zuckerversorgung in seinem Machtbereich entgegenzutreten.

Nach den Futterleguminosen (Klee) gewannen die Körnerleguminosen an Bedeutung. Insbesondere seien hier Ackerbohne, Erbse, Wicke und Lupinen genannt. Man beobachtete, daß diese Früchte sich auch ohne eine Düngung gut entwickeln und eine gute Vorfrucht für das Getreide darstellen.

Forschung und Entwicklung

Den wissenschaftlichen Nachweis, daß Leguminosen mit Hilfe von Knöllchenbakterien Luft-Stickstoff binden können, erbrachte ein Herr Hellriegel (1831--1895).

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Bauer beim Bruch harter Scholle mit Walzen.
Holzschnitt a. d. Kräuterbuch des Adamus Lonicerus, 1679, Kapitel:
«Von Vorbereitung deß Erdreichs /
zu fruchtbarer Wachsung der Frücht und Erdgewächs.»

Aus dieser sich kurzfristig ergebenden Vielfalt von Ackerfrüchten entwickelten sich verschiedene Formen der «verbesserten Dreifelderwirtschaft», wobei die einzelnen Arten miteinander zu Fruchtfolgesystemen kombinierbar sind. Ende des 19ten Jahrhunderts beschäftigte die sich entwickelnde Agrarforschung verstärkt mit diesem Thema.

Der «Fruchtwechsel» hatte zum Ziel, den Anteil der Blattfrüchte (Kartoffel, Rüben) anzuheben. Dies wurde im Zuge der Aufhebung des Flurzwanges im Laufe des 18ten Jahrhunderts erreicht.

Doppelfrucht, Überfrucht, Zwischenfrucht ...

Albrecht Thaer (1752--1828) führte die Unterscheidung in Blatt- und Halmfrüchte ein und empfahl den Anteil der Halmfrüchte auf 50 % zu begrenzen.

Aus dem Fruchtwechsel entwickelten sich weitere Fruchtfolgearten, z.B. der «Doppelfruchtwechsel», bei dem jeweils zweimal Halm- und Blattfrüchte aufeinander folgen, der «Überfruchtwechsel», bei dem auf zwei Anbauberioden mit Blattfrüchten eine Periode mit Halmfrüchten folgt; in der «Körnerfruchtfolge» folgten auf jeweils drei Halmfruchtperioden jeweils eine Blattfruchtperiode, wobei bei den Halmfrüchten ein Wechsel der einzelnen Früchte auch in Hinsicht Sommerung und Winterung vorgenommen und zudem ein Anbau von Zwischenfrüchten angewandt wird.

Der «verbesserten Dreifelderwirtschaft» liegt ein Wechsel von zweimaligem Halmfrüchtanbau mit einmaligem Blattfruchtanbau zu Grunde.

Die Frucht modernen Anbaus

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Unten: Getreide und einige Getreideprodukte.
Holzschnitt von Hans Weiditz (Wydytz, geb. vor 1500 bis mind. 1536).
Aus: Das Buch vom gesunden Leben (Tacuinum Sanitatis),
v. Michael Herr, Straßburg 1533 (Reedit. 1988, v. Hans Zotter)

All diese Fruchtfolgemaßnahmen haben im Laufe der Zeit zu einer sicheren Ernährungslage geführt.

Im Zuge der Mechanisierung in der Landwirtschaft wurden viele solche Verfahren zu Gunsten der Gewinnmaximierung aufgelöst. Die dadurch entstehenden Probleme wurden durch den Einsatz von Mineraldüngern und die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln kompensiert.

Da die Früchte in den vergangenen Jahren jedoch einen immer geringeren Preis am Markt erzielen, muß der Einsatz dieser Mittel genau geplant werden, so daß hier ein Umdenken in Richtung der alten Kenntnisse einsetzte. Insbesondere im ökologischen Landbau, der ja den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und auch teilweise von Mineraldüngern stark einschränkt bzw. vermeidet, sind diese Kenntnisse unverzichtbar.

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Fruchtbares Aventurien

Die Dreifelderwirtschaft ist in Aventurien die wohl verbreitetste Form der Fruchtfolge.

Roggen, Hafer, Gerste usw. sind auch die Fruchtarten, die die meisten Mittelreicher ernähren. Wiesen und Wälder sind auch hier meist Allgemeingut, die Äcker verwalten die Bauern jedoch selbst.

Beim Fruchtwechsel hat Aventurien den Vorteil, daß die meisten Pflanzen hier bereits bekannt sind; allerdings werden sie nicht in jeder Region angebaut und sind auch aufgrund der klimatischen Verhältnisse nicht überall problemlos zu beheimaten.

Zum Klee weiß Alyrus Senstein, Landbau-Lizenziat in Meidenstein: «Manch einer sieht in ihm einen Glücksbringer für sein persönliches Leben; nämlich dann, wenn er ein vierblättriges Exemplar in Händen hält. Sodann spricht er einen Dank zu Travia und Peraine, oft nicht wissend, wofür er eigentlich dankt: Sättigung über das ganze Jahr.»

Den Anbau der Kartoffel in Darpatien fördern der Baron von Friedwang und Perainidan Golbur auf dem Klostergut Perainenweil in Meidenstein.

«Es braucht einige Überzeugungsarbeit, den Darpatiern die Schmackhaftigkeit und den hohen Sättigungsgrad, den der Verzehr erbringt, nahezubringen. Doch mancher Flüchtling aus dem Osten wäre dankbar für die Frucht, denn er kennt ihre Vorzüge.»

Die Erkenntnis und Untersuchung des gebundenen Luft-Stickstoffs harrt in Aventurien noch ihrer Entdeckung. Daher akzeptieren nur wenige Bauern die Vorzüge dieser Pflanzen.

Im aventurischen Landbau ist noch einiges zu tun, um eine sichere Ernährungslage zu erreichen, doch manch ein Perainegeweihter kennt bereits Ansätze dieser Grundlagen und versucht sie bestmöglich zu verbreiten.

Auch in einigen wissenschaftlichen Einrichtungen wie z.B. der «Pflanzenzuchtwerkstatt Worek zu Rommilys» oder auf dem Klostergut Perainenweil in der Baronie Meidenstein werden solche richtungsweisenden Anbaumethoden verfolgt.

 

Alyrus Senstein: «Wir können nicht immer nur ernten, wir müssen dem Boden geben, damit er uns gibt.»


Impressum -- Text © 2003 Bernd Pils & Friederike Stein, Graphik & Layout © 1999-2007 M. C. Herdt, Tübingen, BRD. Alle Angaben und Verknüpfungen ohne Gewähr. Datum der letzten Änderung: 2007-12-30.


Dieser Artikel stammt aus:
[Der Darpatische Landbote]
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