IndexInfo

 
Allerley Hanndwerck und Wissenswertes

6: Das Waffenhandwerk
Waffen- und Landsknecht, Söldner und Soldateska.

AllerleyWeiter

(Autorin: Marianne C. Herdt, 1998, Quelle: DL Nro. 9)


Geschichte - Krieger - Soldateska - Uniform | DSA/Fantasy: Talente | Weitere Links

Geschichte

Zahlreich sind die Schriften zu Rittertum und Waffentechnik von Mittelalter bis Renaissance. Doch starrt man auf der Suche nach dem Leben des einfachen Kämpfers grausigen Sprachkonstrukten ins papierene Antlitz und bietet mit dem Mut zwanzigstufiger Helden hehrem Ritter-Pathos die Stirn, muß man erkennen, daß kaum etwas bekannt scheint, ab wann der gemeine Soldat der Neuzeit aufkam, noch, aus welchem Stand und aus welchem Grund er in den Waffendienst trat(1).

Erschwert wird die Suche durch die im europäischen Raum sehr uneinheitlich verlaufende soziale und kulturelle Entwicklung. So kann die Ausformung des Waffenhandwerks lediglich in jeweils regional eigenem Lichte gesehen und durch Indizien dingfest gemacht werden.

----------------

1: vgl. LE GOFF, L'Uomo Medievale, 1987,
   dt.: Der Mensch des Mittelalters, Geschichte Fischer 12604, S. 145
----------------
Ritter, Krieger, Bauernhaufe

Bis in das 13. Jhdt. war im heutigen deutschen Sprachraum Kriegführung, Verteidigung und Sorge um das Wohl derer, die auf ihren Lehen lebten, die Pflicht der berufsmäßigen Kämpfer und Ritter(2). Eine »Wehrpflicht« gab es nicht, dafür regelmäßige Abgaben, die den Rittern zur Instandhaltung ihrer Wehranlagen, dem Unterhalt von Kämpfern und Bediensteten und zur Finanzierung ihrer Waffenausstattung reichen mußten.
   So war denn das Leben der Ritter eher karg und die stehende »Truppe« zumeist etwa ein Dutzend Köpfe stark. Daran hatte schon der Versuch Heinrichs I.(3), mit einer Burgenordnung einen Teil der Gemeinen zum Dienst an und in den Burgen zu verpflichten, nichts ändern können. Kriegsdienst, noch dazu erzwungen, war nun einmal nicht nach dem Geschmack des einfachen Mannes(4).

----------------

2: LE GOFF, Der Mensch des Mittelalters, a.a.O., S. 89
3: * ca. 876, + ca. 936.
   912 Herzog von Sachsen, ab 919 Deutscher König, Nachfolger Konrads I.
4: LE GOFF, Der Mensch des Mittelalters, a.a.O., S. 145
----------------

Bei aller Kampfesunlust mußte sich aber der einfache Mann auch in Friedenszeiten seiner Haut wehren können. Als Waffen benutzte er dann die Werkzeuge seiner täglichen Arbeit: Heugabel, Sense, Dreschflegel und Axt.
   Wo die Bauern wehrhafter waren, entwickelten sich aus diesen Geräten bald furchtbare Waffen, die ihren Einsatz ab 1315 im Befreiungskampf der Schweizer gegen die Habsburger und in den ab 1325 flackernden Bauernkriegen Deutschlands und Frankreichs Einsatz fanden.
   Nach dem Ende der Scharmützel bildeten sich oft Rotten Besitz- und Heimatloser, die sich teils räuberisch betätigten, teils jedem zur Verfügung stellten, der Bedarf für Kampferfahrene hatte.
   Zu diesen fahrenden Kämpfern gesellten sich jene, die durch Erbrecht auf heimischer Scholle nicht mehr ihr Auskommen fanden. Bald zogen Söldnerhaufen aller Länder kreuz und quer durch Europa. Im Laufe des 14. Jahrhunderts verbreitete sich der reguläre Einsatz dieser oft modern mit Armbrust und Stangenwaffen bewaffneten Mietlinge, die bald beachtliche Erfolge erzielten.
   Für diese Erfolge bekamen sie je nach Einsatzgebiet und -zweck die Erlaubnis zur Plünderung oder reguläre Entlohnung, also Sold. Damit begann der Niedergang der schwergepanzerten Ritter und der Aufstieg der »Soldateska«, der Landsknechte und Söldner.

Landsknechtschaft und Soldateska

LandsknechteDas Waffenhandwerk war nun ein eigener Beruf, bei dem man sich nur noch für eine reisende Söldnertruppe, die lokale Stadtgarde oder die Haufe eines Fürsten zu entscheiden hatte.
   Unterschiedlich war das Eintrittsalter, das bei Söldnern bei acht Jahren, bei Landestruppen um elf Jahre und bei den Garden noch höher lag.
   Wie in jedem Handwerk mußte auch ein Söldling hart arbeiten. Schon die Turniere zur Hochzeit des Rittertums waren ein ausgefeiltes Training, das nicht nur die Ritter, sondern auch die »Waffenknechte« einschloß(5). Ab dem 15. Jhdt. veränderte sich, schon durch die Bewaffnung bedingt, dann das Ausbildungswesen.
   Entgegen weit verbreiteter Meinung sind insbesondere Stangenwaffen keinesfalls für ungeübte Hände »bei Bedarf ausgehobener Bauernhaufen«. Ihre vernichtende Wirkung entwickeln Piken, Hellebarten, etc. erst im großen Verband und mit technischem Verständnis des Trägers für die Handhabung(6).
   Nunmehr übten Kampfgruppen in Phalanx die langen Stangen zu heben, zu drehen und feindwärts zu stoßen, ohne die Kameraden gleich mit aufzuspießen.

----------------

5: LE GOFF, Der Mensch des Mittelalters, a.a.O., S. 113
6: D.MILLER/G. A. EMBLETON, The Swiss At War 1200-1500, Osprex Military, Bd. 94, S. 37
----------------
Drill, Uniform und Kasernierung

Erstaunlicherweise scheint bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges kein militärischer Drill nach heutigem Verständnis stattgefunden zu haben. Erst zur Zeit Wallensteins wurden einheitliche Uniformen und Waffen, sowie feste Übungspläne eingeführt.
   Zuvor brachte jeder seine eigene Waffe mit und trug am Leibe, was ihm gefiel. Selbst Garde-Uniformen waren oftmals eher »dem Stil der Einheit nachempfunden« als nach festem Muster gefertigt.
   So verwundert auch nur noch mäßig, daß die bunte Truppe übte, was vielleicht vortags abgesprochen worden war, mit wem der Söldling zufällig zusammentraf oder wozu er die passende Waffe hatte.
   Schweißtreibend waren derartige Übungen sicher, aber das Aufkommen von Monotonie darfbei einem derartigen System bezweifelt werden. Einzig die unangenehmen Einwirkungen penetranter Vorgesetzter mögen diesem paradiesischen Zustand Schattenseiten verliehen haben.

Wie Kleidung und Bewaffnung blieb auch die Unterbringung zumeist Sache des Söldlings - wer wäre denn auch so verrückt und würde teure Unterkunften bauen? Eine Kasernierung war daher eher selten und eher eine »In-Stall-ation« elitärer Verbände, der einfache Söldling aber hatte entweder ein Zelt vor oder ein Zimmer in der Stadt. Wohl dem, der eine Stadt beschützte ...

Indexseite

Historisches

   Schreiber
   Pergamenter
   Papierer
   Formschneider
   Schriftsetzer
   Söldner & Krieger
   Seiler & Reep...
   Zeit - Teil 1
   Zeit - Teil 2
   Zeit - Berichtigung
   Alaunsalz
   Salz
   Flachs
   Wallfahrten
   Fruchtfolge
   Alchemie
   Karavelle

Fantasy/DSA

   Einleitung zur Serie
   an die Leser des DL

Wichtige Talente

Da sich das Tagwerk von »Soldaten« und Söldnern in vielen Bereichen sehr unterscheidet, ist es schwer, ein generelles Talentprofil zu erstellen. Stellen wir uns also die niederrangige Stadtarmistin Alrine Tufall vor, die aus den Trollzacken zurück in die Stadt kommt:

Schleichen (MU/IN/GE)
»Wir also langsam durch 's Gelände vorgerückt, aber pscht, he, kein Mucks, und manche ham sich schier in de Hosen gepißt von wegen de Untoten und de Monster un so.«

Sinnesschärfe (KL/IN/IN)
»Dann war Wachdienst. Plötzlich raschelt's und ich sofort: He, wer 's da? Parole? Scheiße, war das dunkel...«

Selbstbeherrschung (MU/KK/KK)
»Da stand ich nu Hab-Acht, de Barte links inner Hand, de Rechte am Strumpf un de adeligen Blecheimer standen im Tor und taten ewig wichtig, he, aber ohne Ende!«

Kriegskunst (MU/KL/CH)
»Ich hab 's dem Weipel noch gesacht, wer sollten uns besser auffem Kamm drüben stellen, da wo de Pferds vonne Gepanzerten ins Schnaufen kommen, wennse kommen.«

Körperbeherrschung (MU/IN/GE)
»Links und rechts un überall kamen se dann und ich mit ner ollen Gläfe mittendrin, und zwei vonne Blechkerls und fünf anneren hab ich de Wurst aussem Wanst gezogen!«

Gefahreninstinkt (KL/IN/IN)
»Konntst echt nix hören, so laut war 's vonne Schreie und vom Gedengel, aber irgendwie, frach nich wie, wußte ich, daß da so 'n Arsch von hinten auf mich los will ...«

Mechanik (KL/KL/IN)
»Und rum mit der Gläf', aber der Sack hatte so 'n Küraß, da war nix mit Schlitzen, also den Sporn inne Schnall' und präzise gehebelt. Ouh, hat der gezappelt, da vorn un ohne Gläf' hätt der mich wohl mit seiner Ochsenzung in Stücke gehau'n, aber so hab ich ihn eben sauber zerlegt, hihi!«

Heilkunde Wunden (KL/CH/FF)
»Hinnerher hab' ich überall geblutet von so 'm Gerippe mit 'ner Sens'. War aber nur im Fleisch, das hab' ich dann selber geflickt. Hab 'ja immer so Ochstantor-Zeug dabei ...«

Lederarbeiten (KL/IN/FF), Schneidern (KL/FF/FF)
»Das Wams hat mehr gelitten: die Borten ab un so un alles aufgerissen un vollgesabbert un die Stiebel steif vom Dreck und Blut. He, das zuflicken war die echte Knochenarbeit. A-Aber beim Appell hat der Weipel nix mehr sagen könn'!«

Reiten (CH/GE/KK)
»Un dann hat mich der Pfrofoß persssönlich mit'm besssten Gaul im La-Lager losseschickt, de Nachricht vom Siech heimsubringen. Mich persssönlich, he! Da glotzter, wa?«

Zechen (KL/IN/KK), Glücksspiel (MU/IN/IN)
»He, Wirt, nnnoch ein Bier! Eh, bin ich fffroh, dassas nu vorbei is - ja, is ja sschon gut, wer is dran mit Würfeln?«

Gassenwissen (KL/IN/CH)
»Du ssolltesst nich durche Küfergasss geh'n, Ka-Kamerad, dasss isss ssu gefehrlich ummi Ssseit, sssolltest du nich ...«

Gefahreninstinkt (KL/IN/IN) - Teil II
»Ups! N-Nich ssschlagen, F-Frau Wirtin, ich <hick > bin's doch nur, <hick> nu h-hamse mich erssschreckt! <hick> Oouh, iss mir übel, O Kor, ich glaub 'ich muß ...«

(MCH)


Impressum -- Text © 1998 Marianne C. Herdt, Graphik & Layout © 1999-2007 M. C. Herdt, Tübingen, BRD. Alle Angaben und Verknüpfungen ohne Gewähr. Datum der letzten Änderung: 2007-12-30.


Dieser Artikel stammt aus:
[Der Darpatische Landbote]
Diese Homepage wurde ermöglicht durch:
Maus Mailbox Tübingen"Komm ins Mausnet™!"